Effiziente Stadtentwicklung durch Glücksforschung

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Das Glück ist ein Vogerl – und damit es nicht wegfliegt, steht Glücksforschung hoch im Kurs. Dabei gilt es jedoch nicht nur die persönliche Zufriedenheit von Menschen genauer unter die Lupe zu nehmen, sondern auch das allgemeine Wohlergehen im städtischen Raum. Die Studie „Happy Wuppertal – Measuring Individual and Community Well-Being on the Urban Scale“ versucht dem Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen auf die Spur zu kommen.

Vom Streben nach Glück

Jeder Mensch möchte glücklich sein. Da persönliche Zufriedenheit stark von der jeweiligen Lebensumgebung abhängt, kann Glücksforschung auch für Wohnorte wichtig sein, um die individuelle Wahrnehmung der Einwohner:innen (z. B. einer Stadt) zu messen. Die Ergebnisse können anschließend von Entscheidungsträger:innen zur Verbesserung der Stadt verwendet werden. Haake und Ludwigs verbanden in ihrer Studie erstmals persönliche Glücksforschung mit einer Erhebung der Zufriedenheit im deutschen Wuppertal. Als Messinstrument für die Erhebung wurde eine App entwickelt, die Einblicke in das kommunale Wohlergehen ermöglichen sollte.

Aufbau und Methode der Studie „Happy Wuppertal“

  • Mittels App wurden alle drei Monate verschiedene Daten erhoben: zum eigenen Wohlbefinden; zu Wuppertal; in Tagebüchern konnte man festhalten, was man mit wem unternommen und wie man sich dabei gefühlt hatte; Erfahrungserhebung mit viermaliger Befragung pro Woche, was man gemacht hatte und wie glücklich man dabei war; generelle Feedbackoption.
  • Die verschiedenen Module sollten die Wuppertaler:innen zur aktiven Mitgestaltung der Stadt mobilisieren und für ein besseres Verständnis von Wohlergehen sorgen. Die Resultate dienten Entscheidungsträger:innen als Information über einen Ist-Zustand, um eine öffentliche Debatte bezüglich etwaiger Verbesserungen anzuregen.
  • Es gab also nicht nur eine soziale Motivation (direkte Feedbackgabe an Wuppertal), sondern auch einen persönlichen Anreiz, weil Teilnehmer:innen ihren eigenen Glückszustand reflektieren und beobachten konnten, was sie konkret glücklich macht. Ein weiterer Anreiz war das Wählen einer karitativen Einrichtung nach der Befragung, die mit einer Spende unterstützt werden konnte.
  • Um die Teilnahme zu erhöhen und die Relevanz des Projekts zu betonen, war es medial stark präsent und wurde von lokalen Unternehmen durch Partnerschaften unterstützt.

Kommunales Wohlergehen kann persönliches Glück fördern

Insgesamt konnten 1.799 Befragungen ausgewertet werden, wobei Menschen im Alter zwischen 21 und 64 Jahren mit gutem Bildungsstatus am stärksten vertreten waren. Grundsätzlich zeigte sich, dass Wuppertal „glücklich“ ist und die Einwohner:innen, die sich in der Stadt engagieren und sich mit ihr verbunden fühlen, am zufriedensten sind.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist, dass eine App ein gutes Messgerät für kommunale Zufriedenheit sein kann, ohne die Anonymität der Teilnehmer:innen zu gefährden. Auch die Verknüpfung von Zufriedenheit auf persönlicher und städtischer Ebene funktionierte, da beide Bereiche voneinander profitierten.
Unabdingbar für Folgestudien sind eine starke PR-Strategie, da das Sichtbarmachen der App in den Medien viele Menschen mit den Konzepten kommunaler Zufriedenheit und Glücksforschung vertraut machen kann, ohne dass sie die App selbst installiert hatten. Partnerschaften mit lokalen Unternehmen und das Ansprechen von inneren und äußeren Anreizen erwiesen sich ebenfalls als erfolgreich. Die erhobenen Resultate konnten gut für die Stadtentwicklung verwertet werden, obschon die Studie nur der erste Schritt war, um den Zusammenhang von subjektivem Glück und kommunaler Zufriedenheit zu messen.

Quelle:
Hans Haake, Kai Ludwigs, Happy Wuppertal – Measuring Individual and Community Well-Being on the Urban Scale, in: Int. Journal of Com. WB (2019).