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Viele wissenschaftliche Studien betonen die Bedeutung sozialer Kontakte im Alter. In diesem Zusammenhang ist häufig von „sozialer Teilhabe“ die Rede. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Die iranische Studie „Social Participation of Older Adults: A Concept Analysis“ widmet sich einer Konzeptualisierung dieses oft verwendeten Begriffs.
In aller Munde – aber kein Konsens
Für viele Länder, die um die Sicherheit und Gesundheit ihrer Einwohner:innen bemüht sind, stellt das Älterwerden der Bevölkerung eine große Herausforderung dar. In diesem Zusammenhang fällt oft der Begriff „soziale Teilhabe“. Im weitesten Sinne versteht man darunter einen organisierten Prozess, bei dem Individuen spezifisch, kollektiv, bewusst und freiwillig handeln, um sich selbst zu verwirklichen oder bestimmte Ziele zu erreichen. Wie aus diversen Untersuchungen hervorgeht, ist die Entwicklung und Aufrechterhaltung sozialer Teilhabe ein wesentliches Bedürfnis aller Altersgruppen. Im (höheren) Alter erweist sich das Konzept als besonders wertvoll, und gleich mehrere Studien weisen darauf hin, dass Krankheiten sowie die Sterblichkeit und Lebensqualität älterer Menschen dadurch positiv beeinflusst werden können. Seit etwa 20 Jahren interessiert sich die Wissenschaft immer mehr für das Konzept. Dennoch gibt es bis heute keine einheitliche Definition von sozialer Teilhabe. Die vorliegende Studie von Manijeh Dehi Aroogh und Farahnaz Mohammadi Shahboulaghi möchte da Abhilfe schaffen.
Ausgangslage und Methoden
- Im Durcheinander der mehrdeutigen Konzepte von sozialer Teilhabe sollte eine Konzeptanalyse für Klarheit sorgen. Diese schlüsselt komplexe Inhalte in einfache Elemente auf, arbeitet „obskure“ Theorien heraus, schafft Verständnis für grundlegende Merkmale und ermöglicht eine operative Definition.
- Für die Studie wurden 57 Artikel zur Thematik herangezogen, woraus Anwendungen, Eigenschaften, Bedingungen, Konsequenzen und empirische Referenzen des Konzepts nach Überprüfung der Ressourcen abgeleitet werden konnten.
- Da sich viele der vorherigen Studien lediglich auf einen Aspekt der sozialen Teilhabe bezogen hatten, wurde nun eine neue, allumfassende Konzeptualisierung vorgestellt, die eine Hilfestellung für die Arbeit mit älteren Menschen bieten soll.
Eine einheitliche Definition
Ziel der Studie war es, ein objektives und klares Verständnis des Konzepts der sozialen Teilhabe (von älteren Menschen) zu liefern. Eine aus den Untersuchungsergebnissen abgeleitete Definition lautet wie folgt: Soziale Teilhabe ist eine bewusste und aktive Beteiligung von (älteren) Menschen an sozialen Aktivitäten im öffentlichen Raum, die zur Interaktion und zum Austausch von Ressourcen mit anderen Menschen in der Gemeinde führen, woraus die Beteiligten eine persönliche Zufriedenheit ziehen. Es zeigte sich weiters, dass soziale Teilhabe von älteren Menschen durch verschiedene ökologische, soziale und persönliche Faktoren im Vorfeld beeinflusst wird und individuelle und ökologische Konsequenzen hat. Es ist daher notwendig, dass (politische) Entscheidungsträger:innen und Mitarbeiter:innen von Sozial- und Gesundheitsdienstleisterinnen und -dienstleistern sich des Konzepts bewusst sind und der angemessenen Versorgung älterer Menschen große Aufmerksamkeit schenken. Soziale Teilhabe hat wichtige klinische Konsequenzen und sollte in Programmen zur Altenpflege und Rehabilitation integriert werden. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen werden von den Autorinnen empfohlen, um die soziale Teilhabe verbessern und auch umfassende Messinstrumente dafür entwickeln zu können.
Manijeh Dehi Aroogh, Farahnaz Mohammadi Shahboulaghi, Social Participation of Older Adults: A Concept Analysis (School of Nursing, University of Social Welfare and Rehabilitation Sciences, Teheran 2019).