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Wie wichtig sind soziale Beziehungen für unsere Gesundheit? Immer mehr Forscher:innen gehen dieser Frage nach – und das mit erstaunlichen Ergebnissen, wie etwa die Meta-Studie „Social relationships and mortality risk“ von Julianne Holt-Lunstad u. a. zeigt.
In unserer modernen Welt werden stabile soziale Beziehungsgeflechte immer seltener. Gab es früher Großfamilien und weitverzweigte Nachbarschaftssysteme, so leben heute viele Menschen isoliert und in instabilen sozialen Verhältnissen. Die Wissenschaft beschäftigt sich mit den Auswirkungen dieser Trends auf unsere Gesundheit.
148 Studien unter der Lupe
Für die Studie Social relationships and mortality risk wurde eine umfangreiche Auswertung bereits vorhandener Forschungen zur Thematik durchgeführt. Um die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen u. a. auf eine erhöhte Sterblichkeit berechnen zu können, wurden eine systematische Überprüfung und eine Meta-Analyse durchgeführt. Während erstere vorgegebene Kriterien verwendet, um sämtliche Forschungen zu einem Thema auf ihren Wahrheitsgehalt zu testen, werden in zweiterer statistische Methoden eingesetzt, um Ergebnisse verschiedener Studien zu kombinieren.
Aus insgesamt 148 Untersuchungen konnte dabei eine sogenannte „Effekt Größe“ errechnet werden. Diese erlaubt Aussagen darüber, ob Unterschiede zwischen zwei Gruppen (hier: Personengruppen mit guten und solche mit schlechten sozialen Beziehungen) bedeutsam sind. Mithilfe des „Random-Effects-Model“ konnte errechnet werden, dass Menschen mit starken sozialen Bindungen eine 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, länger zu leben hatten als Menschen in einem schwachen sozialen Gefüge. Darüber hinaus zeigte die Studie, dass Forschungen, die sich mit komplexeren sozialen Beziehungsgeflechten beschäftigten, mehr über das Risiko einer erhöhten Sterblichkeitsrate aussagten, als jene, die sich nur auf vereinfachte Auswertungsgrößen (z. B. Ehestatus) bezogen.
Risikofaktor Einsamkeit
Das wesentliche Ergebnis: Schlechte oder nicht vorhandene soziale Beziehungen stellen ein Risiko für eine verfrühte Sterblichkeit dar – wie etwa Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum. Zu wenig Bewegung oder Übergewicht werden in ihrer negativen Auswirkung auf den Menschen davon sogar übertroffen. Vermutlich ist die Auswirkung von sozialen Beziehungen auf die Sterblichkeit noch größer, weil in den untersuchten Forschungsarbeiten nicht immer die komplexeren Beziehungsstrukturen berücksichtigt wurden.
J. Holt-Lunstad, T. B. Smith, J. B. Layton, Social relationships and mortality risk: A meta-analytic review (Department of Psychology, Brigham Young University, Utah 2010). In: NCBI National Center for Biotechnology Information.