Wie steht es um die Nachbarschaftlichkeit älterer Menschen?

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Wie bewegen sich ältere Menschen in ihrem Alltag, wie nutzen sie ihre Nachbarschaft räumlich, welche Kontakte haben sie zu Nachbarinnen und Nachbarn und wie sieht es mit der wechselseitigen Hilfe aus? Diesen und ähnlichen Fragen ging die Schweizer Studie „Nachbarschaftlichkeit im Alter“ nach.

Die (gerontologische) Forschung setzt sich immer wieder mit der Nachbarschaft auseinander und konnte bereits zeigen, dass eine gute Nachbarschaft für ältere Menschen eine wichtige Ressource und ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden ist. Allerdings fehle es, so der Befund des Autors der Studie „Nachbarschaftlichkeit im Alter“, „an mikrolängsschnittlichen Studien in der Alltagsbeobachtung quartierbezogener Kontakte mit Nachbarn sowie geleisteten und erhaltenen Nachbarschaftshilfen bei älteren Menschen“. Die Studie der Universität Zürich versucht diese Forschungslücke zu schließen und aufzuzeigen, „wie intensiv die täglichen Nachbarschaftskontakte und gegenseitigen Hilfen aussehen und wie sie sich auf das Wohlbefinden auswirken“. Im Kurzbericht „Nachbarschaftlichkeit im Alter“ werden die ersten deskriptiven Ergebnisse der Studie präsentiert und zur Diskussion gestellt.

Das Studiendesign

Die Studie lief in drei Phasen ab: Bei einem Ersttreffen füllten die Teilnehmer:innen einen Fragebogen aus. Danach trugen sie drei Mal pro Tag für 20 Tage lang ihre Nachbarschaftskontakte und -hilfen ein und beantworteten Fragen zum Wohlbefinden. Auch die tatsächliche Raumnutzung wurde erhoben. Bei einer Abschlusssitzung wurden offene Fragen geklärt. Es nahmen insgesamt 78 in Zürich lebende Personen (davon 48 Frauen) zwischen 61 und 90 Jahren teil.

Die wichtigsten Ergebnisse

Die ersten Auswertungen zeichneten folgendes Bild: Egal, welche Einstellungen gegenüber Nachbarschaftlichkeit bestehen, gilt die räumliche Nachbarschaft als Ressource für die Bewältigung des Alltags. Nachbarschaft vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Für dieses positive soziale Verhältnis braucht es allerdings auch konkrete Kontakte – sie sind die Grundlage für die so wichtigen Hilfebeziehungen. Die Selbstbeobachtung der Teilnehmer:innen zeigte, dass Nachbarschaftskontakte weniger häufig als zuvor vermutet stattfinden, diese aber als angenehm und teilweise bedeutungsvoll betrachtet werden. Auch ein positiver Zusammenhang zwischen den Nachbarschaftskontakten und der Lebensqualität ist zu erkennen. In der Nachbarschaft werden verschiedenste Angebote wahrgenommen, sie ist daher für ältere Menschen ein wichtiger Interaktionsort.

Alexander Seifert, „Nachbarschaftlichkeit im Alter“. Deskriptiver Bericht zur Studie (Zentrum für Gerontologie & „Dynamik Gesunden Alterns“ der Universität Zürich 2018).

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