Über den Mehrwert von freiwilligem Engagement im Alter

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Ein stabiles zwischenmenschliches Gefüge ist wichtig für Wohlbefinden und Gesundheit – besonders im Alter. Die Studie „Freiwilliges Engagement älterer Menschen: Sonderauswertungen des vierten Deutschen Freiwilligen Surveys“ zeigt nun, dass nicht nur soziale Kontakte allein, sondern auch freiwilliges Engagement zahlreiche Vorteile für ältere Menschen haben kann.

Unterstützen, um unterstützt zu werden

Unter anderem durch den Pensionseintritt brechen für viele Seniorinnen und Senioren wertvolle soziale Kontakte weg - und damit nicht selten eine sinnvolle Aufgabe im Leben. Zeitgleich steigt im Alter der Bedarf an genereller Unterstützung, welche bei einer stetig alternden Gesellschaft künftig nicht mehr nur durch Familienangehörige geleistet werden kann, da immer mehr Personen im mittleren Lebensalter einer Erwerbsarbeit nachgehen und sich die Wohnentfernungen zwischen Eltern und Kindern erhöhen. Eine Abhilfe für beide Seiten kann dabei das freiwillige Engagement von älteren Menschen bringen. Denn neben einer dadurch verbesserten sozialen Teilhabe und gesellschaftlicher Mitbestimmung, die alltagsstrukturierend auf die freiwillig Engagierten wirken können, kommt deren Einsatz oftmals all jenen zugute, die besonders auf Hilfe angewiesen sind. Warum dies so ist, welche Alters- und Geschlechtsgruppen sich wie und wo engagieren und welche Folgen das haben kann, haben die Autorinnen Claudia Vogel, Corinna Kausmann und Christine Hagen durch die Auswertung des Deutschen Freiwilligensurvey (FWS) 2014 festgehalten.

Basis der Auswertung

  • Der Deutsche Freiwilligensurvey (FWS) ist die größte Studie in Form einer telefonischen Befragung zum freiwilligen Engagement in Deutschland und wurde in den Jahren 1999, 2004 und 2009, 2014 durchgeführt.
  • In einem ersten Schritt wird gefragt, ob sich eine Person in einem von 14 gesellschaftlichen Bereichen außerhalb von Beruf und Familie aktiv beteiligt. Bei Bejahung erfasst eine zweite Frage, ob eine Person in diesen Bereichen auch ehrenamtliche Tätigkeiten ausübt oder in Vereinen, Initiativen, Projekten oder Selbsthilfegruppen engagiert ist. Dabei geht es um freiwillig übernommene Aufgaben, die unbezahlt oder gegen geringe Aufwandsentschädigung erfolgen.
  • Freiwilliges Engagement ist als im öffentlichen Raum ausgeübte Tätigkeit zu unterscheiden von privaten Unterstützungsleistungen wie Pflegetätigkeiten, die viele ältere Menschen für die Familie, in der Nachbarschaft oder im Freundes- und Bekanntenkreis leisten.
  • Die folgenden Ergebnisse betreffen drei Altersgruppen: 55–64, 65–74 und 75+.

Durch freiwilliges Engagement gesund, zufrieden und in Gemeinschaft altern

Die Befunde der Auswertung belegen, dass ein freiwilliges Engagement im Ruhestand ein wichtiger Aspekt von aktivem Altern sein kann. In den letzten 15 Jahren ist der Anteil freiwillig engagierter Älterer stark gestiegen, wobei die Bereitschaft dafür bei den 55- bis 64-Jährigen am höchsten ist. Diese Altersgruppe ist bestimmt durch eine Vielfalt an Lebenssituationensoziale Ungleichheit und geschlechtsspezifische Unterschiede. Bildung ist beispielsweise von ähnlicher Bedeutung wie Gesundheit für ein aktives Engagement. Ältere Frauen engagieren sich häufiger in religiösen Vereinigungen, während ältere Männer vermehrt in Vereinen oder Verbänden tätig sind. Darüber hinaus üben ältere Frauen seltener als ältere Männer freiwillige Tätigkeiten aus, für die eine Aus- oder Weiterbildung erforderlich ist. Besonders interessant ist, dass sich ältere Männer und Frauen häufiger als jüngere im sozialen Bereich engagieren, was wiederum anderen älteren Menschen zugutekommt. Gemeinsam mit sozial engagierten Nachbarinnen und Nachbarn kann somit dafür gesorgt werden, dass auf Unterstützung und Pflege angewiesene Menschen länger zu Hause leben können. Motive für ein freiwilliges Engagement im Alter sind vor allem die Tatsachen, dass man mit anderen Menschen und anderen Generationen zusammenzukommt und Spaß an den Tätigkeiten hat. Grundsätzlich kann man sagen: Freiwillig engagierte ältere Menschen sind gesünder und zufriedener als Menschen, die sich nicht engagieren. Und auch die Gesellschaft kann durch ihren aktiven Einsatz in der Betreuung von Kranken und Hilfsbedürftigen, im Umwelt- und Naturschutz oder auch in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen profitieren.

Claudia Vogel, Corinna Kausmann, Christine Hagen, Freiwilliges Engagement älterer Menschen: Sonderauswertungen des vierten Deutschen Freiwilligen Surveys (Hsg. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Berlin 2017).

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